der preis der freiheit

1983 erblickte das MutMacher-Herz das Licht der Welt.

Ich malte es auf ein Blatt Papier, um meiner Mama eine Botschaft zu senden. Diese Botschaft sollte uns miteinander verbinden. Also malte ich ein Herz, das ein fröhliches Gesicht hat und ein Gewicht nach oben stemmt. Meine Botschaft sollte Liebe, Mut und Hoffnung in sich tragen, uns in der schwierigen Zeit, die wir erlebten, stärken.

Damals kommunizierten wir – wenn überhaupt – nur über diesen Weg. Als ich neun Jahre alt war, wurden meine Schwester und ich von Mama getrennt. Sie wünschte sich ein anderes Leben für uns, ein Leben in Freiheit, ein Leben in einem Land, in welchem sich Menschen zwanglos entfalten und für ein Leben ohne Grenzen entscheiden können.

Ich bin in der ehemaligen DDR geboren und lebte dort bis zu meinem 15. Lebensjahr. Dort war ein Leben in Freiheit nicht möglich. 1982 fasste meine Mama deshalb den Entschluss, ihre Heimat gemeinsam mit uns zu verlassen. Mittels einer Fluchthilfe-Organisation sollte der Weg in die Freiheit über Rumänien führen. Doch dieser Versuch scheiterte.

 

Es folgte eine schmerzhafte Trennung.

Meine Schwester und ich kamen ins Kinderheim, unsere Mama ins Gefängnis. Fortan war unser Alltag durch Regeln, Verbote und Repressalien geprägt. Täglich schrieben wir unserer Mutter Briefe, die mit liebevollen Zeichnungen versehen waren. In dieser Zeit ist mein MutMacher-Herz entstanden. Doch der Geheimdienst der DDR beschlagnahmte diese.

1984 kaufte die Bundesrepublik Deutschland unsere Mama frei. Mit ihrer Ausreise erhielt sie endlich meine Zeichnung mit der MutMacher-Botschaft.

Um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen kämpfte unsere Mutter weltweit für unsere Freiheit in friedlichen Aktionen.

Es dauerte weitere vier Jahre, bis sich der Wunsch nach einem gemeinsamen Leben in Freiheit erfüllte. Unzählige Briefe, Anträge und friedliche Botschaften bewirkten nichts. Erst nachdem die öffentlichen Appelle und Aktionen, die sich in weltweiter Solidarität äußerten, so stark zunahmen, einigten sich die Regierungen beider Länder.

 

Der 25. August 1988 ist ein besonderer Tag für uns.

Einer der emotionalsten Tage in unserem Leben, ein Tag, der unendliches Glück und Leid in sich trägt. Genau nach sechs Jahren der Trennung waren meine Schwester und ich wieder mit Mama vereint.